Neue Reha-Perspektiven für den Skirennsport
Bilder RehaDie Skis sind mit dem Snowrails-Traversensystem beweglich so miteinander verbunden, dass sie stets parallel bleiben und weder auseinanderdriften noch kreuzen können. Die vertikale Sicherung reduziert die Kniebelastung durch das Körpergewicht. Zusätzlich wird die Fahrerin von hinten durch den Instruktor gesichert.
Das Team von Swiss Indoor Skiing hat eine neuartige Reha-Methodik entwickelt, welche es möglich macht, nach Knieverletzungen im Skirennsport die Auszeit zwischen Operation und erstem Skitraining deutlich zu verkürzen. Hiefür werden spezielle Sicherungsvorrichtungen installiert, welche weitgehend risikoloses Fahren auf dem Ski-Rollteppich gewährleisten und zudem die Kniebelastung durch das Körpergewicht nötigenfalls reduzieren.
Von den 85 Mitgliedern der A- und B-Kader mussten in der vergangenen Saison 30 Athleten wegen Knieverletzungen auf die Teilnahme an Wettkämpfe verzichten, erklärte der Präsident von SwissSki im Rahmen der SRF Sendung „Sportpanorama“ vom 25.11.2012. Das Knie sei die Schwachstelle der Nation und bringe die Ski-Nationalmannschaft ins Elend, schrieb eine Zeitung im November 2011. Tatsächlich sind Knieverletzungen ein gravierendes Problem im Skisport, denn sie sind die häufigste Verletzungsart, haben meist lange Heilungszeiten und verursachen oft bleibende Schäden. Für Skirennfahrer können sie lange Wettkampfunterbrüche und nicht selten das Karrierenende bedeuten. Menschliches Leid und materielle Einbussen sind ständige Begleiter solcher Ereignisse.
Therapeutische Aspekte von KnieverletzungenMichael Brügger*, dipl. Physiotherapeut und zur Zeit Instruktor bei Swiss Indoor Skiing, erklärt die Reha-Abläufe bei Knieverletzungen von Skiathleten wie folgt: „ Die Reha-Auszeit (Operation bis Schneetraining) dauert beim Meniskusriss zwischen 14 Tagen und einem Jahr, bei Kreuzbandrissen im Schnitt 8 Monate und bei Innenbandrissen rund 6 Monate. Die neue Reha-Trainingsmethode von Swiss Indoor Skiing erlaubt es, die vorgenannte Reha-Zeit um bis zu drei Monaten zu verkürzen in dem Sinne, dass der verletzte Athlet deutlich früher als bisher wieder auf Skis trainieren kann als dies bisher möglich war, wenn dies auf dem Rollteppich geschieht. Dadurch wird sowohl sensomotorisch und muskulär wie auch mental ein Vorsprung geschaffen für das erste Schneetraining. Es wird Zeit gewonnen, welche unter Umständen entscheidend dafür sein kann, wie rasch die vor dem Unfall erreichte Form wieder gefunden und die Wettkampfkarriere fortgesetzt werden kann“.
Funktionsweise des Indoorski Reha-TrainingsDie Funktionsweise der neuen Reha-Methode wird von Frederick Thomas*, der seit der Eröffnung im Mai 2012 als Indoorski-Instruktor tätig ist, wie folgt erklärt: „Quer über dem untern Teil des Roll-Teppichs ist der Decke entlang ein Drahtseil gespannt, an welchem eine sogenannte Laufkatze über die gesamte Teppichbreite (6m) hin und her rollen kann. An dieser Laufkatze sind Bänder angehängt, an denen ein Gurtensystem (Gstältli) befestigt wird. Auf diese Weise kann die Kniebelastung durch das Körpergewicht wenn nötig stark reduziert werden. Die Skier sind mit Snowrails Traversen beweglich verbunden, so dass sie permanent parallel bleiben und weder auseinanderdriften noch kreuzen können und die Aufkantwinkel synchron stets identisch sind. Über ein Seil, welches im Bereich der Skispitzen angehängt wird, kann die Bewegung der Skier wenn nötig durch den Instruktor geführt werden. Zudem wird der Reha-Patient aus dem oberen Bereich des Rollteppichs durch den Instruktor gesichert. Je nach Bedarf und Trainingsfortschritt können die Hilfsmittel sukzessive reduziert werden.“
Kommentar von Diana Bühler, SkirennfahrerinDie sechzehnjährige Skirennfahrerin aus Sigriswil, welche sich im vergangenen Winter einen Kreuzbandriss zuzog und vom Reha-Angebot auf dem Ski-Rollteppich Gebrauch machte, äusserte sich begeistert: „Schon drei Monate nach der Operation – statt den üblicherweise sechs Monaten – konnte ich wieder in meine Skischuhe einsteigen und ohne Risiko mit dem Skitraining beginnen, was für mich vor allem mental ein grosses Erlebnis und damit eine wichtige Hilfe für die Reha-Zeit war. Ich machte rasch Fortschritte und konnte nach und nach die Hilfsmittel abbauen. Dank dem Rollteppich habe ich Zeit gewonnen und werde für das Schneetraining viel besser vorbereitet sein“.
Fazit und KonklusionVersuche mit mehreren Probanden, die unterschiedliche Verletzungsarten hatten und zum Teil noch Knieschienen tragen mussten , ergaben sehr positive Resultate: Mit diesem System können Reha-Patienten ihre Bewegungs- und Haltungsmuster völlig gefahrlos und zudem reproduzierbar einüben in unmittelbarer Nähe des Therapeuten oder Trainers und mit permanenter Selbst-Beobachtung im riesigen Einweg-Spiegel, der am untern Rand des Teppichs installiert ist.
* Skilehrer-Ausbildungsexperte und Schneesportlehrer in Zermatt
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